Startseite "Protokolle"
***************************************


07. Januar:


Vor vielen Jahren schrieb ich, stocknüchtern übrigens:

----------------------------------------

Ich bin so vielfältig, so neugierig auf alles!! Ich will jede Ecke des Lebens kennenlernen, jedes Menschen-Gefühl. Und mich! Das Spannendste bin doch ich! Jedes Menschengefühl ist in mir, die ganze Welt ist in mir. Ich bin nicht unfähig!

Die Welt ist ein buntes, schillerndes Mosaik, mit zersplitterten, angebrochenen Bruchstellen, trübe und blind gewordenen Scherben. Ich auch.

Zerbrochenes lässt sich kitten, doch man wird es immer sehen. Trübes lässt sich putzen, doch wird es nie wieder ganz klar. Zerbrochenes und Trübes muss erst gefunden werden, bevor man repariert und putzt. Doch Schillerndes, Buntes, auch kleines schönes Klares gilt es zu entdecken.

Eben: Auch aus einer zerbrochenen Flasche kann eine wunderschöne, blanke Scherbe hervorgehen.

----------------------------------------

Werde ich wohl wieder mal Scherben sammeln gehen.

Die letzten Tage, ein unaufhörliches Kreiseln und Wirbeln der Gedanken. Die Gedankengänge nachvollziehbar zu schildern ist mir nicht möglich, und dann war es soweit.

Mich betrachten ohne schützende Hüllen und Masken, es gelang mir einen Moment lang, völlig neutral und nüchtern, emotionslos, zu sehen. Und ich sah ein hautloses Etwas, zerfetztes Fleisch, das an weißen brüchigen Knochen hing. War nicht schön.

Aber ich will da wieder hin, ich will wieder bunte kleine Scherben sehen und sie schön finden. Ich will sie wieder finden, sie verbergen sich in jedem grauen Scherbenhaufen.

Oder waren sie auch Täuschungen, Illusionen, Ablenkungen, um die Welt und mich ertragen zu können?


zurück weiter